Forum 1: Dafür stehen wir! Programmverantwortliche stellen ihre Lieblingssendungen vor

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Version vom 15. April 2009, 12:45 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge)

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Zur Einstimmung auf das erste Forum stellte Mirko Pohl vom Offenen Kinderkanal „PIXEL“ in Gera zwei Videobeiträge vor, in denen Kinder mit Sendungen des DDR-Fernsehens, die ihre Eltern geliebt haben, konfrontiert wurden. Sie sahen sich „Meister Nadelöhr“ und die Sportsendung „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser“ an. Ihre Kommentare waren äußerst amüsant und reichten von Begeisterung bis hin zu völligem Unverständnis, dass man so etwas mal toll gefunden haben kann.

In dem ersten Forum, das in zwei Veranstaltungen stattfand, präsentierten Programmverantwortliche von sieben Fernsehsendern Sendungen, die ihnen persönlich sehr am Herzen liegen. Den Anfang machte Markus Andorfer, der Programmdirektor von NICK, einem neuen 24-Stunden-Programm, das tagsüber für drei bis 13-Jährige und abends für 14- bis 49-Jährige sendet. Er stellte das Vorschulprogramm „Dora“ (Originaltitel: „Dora the Explorer“) für drei- bis fünfjährige Kinder vor.
Im Mittelpunkt dieser Mitmach-Zeichentrick-Serie steht Dora. Sie lebt in einem Computer und lehrt Kinder, Probleme zu lösen, indem sie Situationen beobachten und daraus ihre Schlüsse ziehen. Die Lösungen werden dabei nicht sofort vorgegeben, sondern es sind extra Pausen eingebaut, damit die Zuschauer die Chance haben, selbst auf das Ergebnis zu kommen. Nebenbei werden auf spielerische Weise englische Wörter vermittelt, die immer wieder eingebaut und wiederholt werden. Außerdem sollen hier Vorschulkinder die Welt des Computers kennen lernen, nicht ohne Grund rutscht also ein Maus-Cursor als Zeigestock-Ersatz über den Bildschirm. Außerdem animieren Lieder, die extra für die Ausstrahlung in Deutschland übersetzt wurden, zum Mitsingen und Mittanzen.
„Dora“ wurde von einem Regieteam, zu dem George S. Chialtas, Gary Conrad, Sherie Pollack und Arnie Wong gehören, entwickelt und seit 2000 von Nickelodeon Networks produziert.

Der Programmgeschäftsführer vom KI.KA, Frank Beckmann, nahm in seiner Präsentation noch einmal Bezug auf den Vortrag von Dr. Ulrich Schneider und wies auf eine Sendung von „Fortsetzung folgt“ hin, in der ein Junge porträtiert wurde, der mit seinen Eltern nach Skandinavien ausgewandert ist, weil sein Vater in Deutschland keine Arbeit finden konnte.
Neben „Platz für Helden“ und der Reihe „KRIMI.DE“ gehört zu seinen Favoriten die Zeichentrick-Serie „Little Amadeus – Die Abenteuer des jungen Mozart“. Anlässlich des Mozartjahres startete die Serie (26 Folgen á 25 Minuten) am 16. Januar 2006. In die einzelnen Geschichten fließen wahre Begebenheiten aus dem Leben des jungen Mozarts ein, sie werden kombiniert mit fiktiven Erlebnissen und fiktiven Personen. Insgesamt ist „Little Amadeus“ eine Abenteuergeschichte, die mit viel Humor und Slapstick Kindern die Persönlichkeit des großen Musikers und seine wunderbaren, unvergesslichen Kompositionen nahe bringt. Die Idee zu dieser Zeichentrickserie hatte Winfried Debertin, das Buch schrieben Christoph Busse, Winfried Debertin, Olaf Leitner, Jens Maria Merz und Armin Toerkell, die Regie führte Udo Beissel. „Little Amadeus – Die Abenteuer des jungen Mozart“ ist eine Koproduktion von KI.KA, SWR, HR, NDR, Penta TV und Gateway 4M. Der Serienstart, der 25% Marktanteil verzeichnen konnte, wurde begleitet von einem Little Amadeus & Friends Aktionstag sowie einem Bericht in der Trickboxx vom KI.KA.

Die Leiterin Fiktion im Programmbereich Kinder und Jugend vom ZDF, Dr. Irene Wellershoff, präsentierte Ausschnitte aus der erfolgreichen Serie bzw. den Kinofilmen „Pettersson und Findus“. Schon nachdem 1984 das erste „Petterson und Findus“-Bilderbuch von Sven Nordqvist beim Oetinger Verlag erschienen ist, trug sich Irene Wellershoff mit dem Gedanken, diese Geschichte zu verfilmen. Sie war fasziniert von der Originalität der Figuren, die nicht erfunden oder gar synthetisch wirkten, sondern aus einer echten, tiefen Lebenserfahrung herrührten, und von der unverwechselbaren Bildsprache.
Die Verhandlungen mit dem Autor erwiesen sich als äußerst schwierig, hatte doch Nordqvist große Bedenken, dass seinen Intentionen nicht genügend Rechnung getragen wird. Zudem mussten für die nicht billige Produktion Partner gefunden werden. 2000 war es dann soweit, die 13-teilige Serie, produziert vom ZDF, TV Loonland und Happy Life konnte ausgestrahlt werden. Allerdings mussten zu den inzwischen entstandenen sieben Bilderbüchern von Nordqvist sechs weitere Geschichten erfunden werden. Dafür konnte das ZDF den Autor Torbjörn Jansson gewinnen, der dies in enger Abstimmung mit Sven Nordqvist übernahm.
Kurz nach dem Serienstart entstand der erste Kinofilm und erreichte allein in Deutschland 1,2 Millionen Besucher. 2001 kam ein zweiter Film in die Kinos. Nun wurden gerade 13 neue Geschichten animiert, im November diesen Jahres wird der dritte Kinofilm „Morgen Findus wird’s was geben“ seine Premiere haben.

Karola Bayr, Programming Director von Jetix, entschied sich für die Zeichentrick-Serie „Typisch Andy“, die für Kinder von sechs bis 13 Jahren gedacht ist. Die Vorzüge dieser Serie bestehen weniger in der Produktionsqualität, die man eher als schwach bezeichnen könnte, sondern in der starken Geschichte. Andy Larkin zeichnet sich aus durch seinen Einfallsreichtum, sein Improvisationstalent und seinen Humor. Er will der größte Scherzbold aller Zeiten werden und besteht auf seinem Recht, Kind sein zu dürfen. Er geht mit seinen Freunden durch Dick und Dünn, vermag aus Fehlern zu lernen und vermittelt ganz nebenbei wichtige Lebensweisheiten. Darin sieht Karola Bayr den besonderen Vorzug dieser Produktion. Die 52-teilige Serie wird seit 2002 auf Jetix und auf Super RTL ausgestrahlt und erreichte einen Marktanteil von 30%.

Nach der Mittagspause präsentierte Ralf Gerhard, Executive Programming Director von Walt Disney Television International, ein außergewöhnliches Genre für Kinder, das Film-Musical „High School Musical“. Produziert wurde es 2006 in den USA unter der Regie von Kenny Ortega. Im Mittelpunkt stehen der Basketballer Troy und das Mathematik-Ass Gabriella. Sie lernen sich bei einem Karaoke-Duett kennen und entdecken bei sich ungeahnte Fähigkeiten. Zusammen finden sie den Mut, aus ihren Rollen zu fallen und ihren Traum, beim jährlich stattfindenden Highschool Musical mitzuspielen, zu verwirklichen.
„High School Musical“ – so Ralf Gerhard – überzeugt durch seine professionelle und exzellente Umsetzung und seine wichtige Botschaft. Ausgestrahlt wird es Anfang September dieses Jahres im Disney Channel. Die Free TV Premiere soll auf ProSieben erfolgen.

Der Redakteur von Super RTL, Frank Klasen, stellte eine 2D-animierte Zeichentrickserie vor, die am 1. Mai auf Super RTL anläuft. „Camp Lazlo“ von Joe Murray gehört in den USA zu den derzeitigen Top-Formaten auf Cartoon-Network. Die 52 Folgen, jeweils 22 Minuten lang, spielen in einem Pfadfinder-Camp, das der brasilianische Klammeraffe und Freidenker Lazlo mit seinen Freunden Raj, einem neurotischen indischen Elefanten, und Clam, einem einfachen, aber hochintelligenten Albino-Zwerg-Nashorn, ständig durcheinander bringt.
Die Serie – so betonte Klasen – spielt in einer Welt ohne Fernseher, Computer und Videospiele, im Vordergrund steht das Herumtollen und Erleben von Abenteuern in der freien Natur. Es geht um Werte wie Freundschaft und Zusammenhalt, eine gute Voraussetzung dafür, dass diese Produktion auch eine große Akzeptanz bei Eltern finden kann. „Camp Lazlo“ wendet sich an Kinder zwischen sechs und 12 Jahren.

Karl Heinz Staamann, seit zwei Monaten Redaktionsleiter beim MDR, präsentierte die bekannte Soap „Schloss Einstein“. Im Mai diesen Jahres wird bereits die 400. Folge ausgestrahlt.
„Schloss Einstein“ versucht die Wirklichkeit und die Alltagsprobleme von Kindern, die aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen kommen, einzufangen. Dabei steht – schon allein durch die Internatssituation – das Zusammenleben und die sich daraus ergebenden Konflikte unter Gleichaltrigen im Vordergrund. Mit der Serie, die seit 1997 ausgestrahlt wird und sehr gute Einschaltquoten vorweisen kann, sind bereits mehrere Generationen von Kindern aufgewachsen. „Schloss Einstein“ dient den Kindern und Jugendlichen nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zur Information und als Ratgeber.

In der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Margret Albers, wies Ole Hofmann vom Hofmann Media Research auf die Fülle von Sendeplätzen für Kinder hin. So wurden im vergangenen Jahr allein im Free-TV-Bereich 330 Stunden Kinderprogramm pro Woche ausgestrahlt. Im Widerspruch dazu gibt es aber nur eine endliche Menge von Programmangeboten. Nach wie vor fehlt das Geld für genügend Eigenproduktionen, obwohl gerade für ein qualitätsvolles Kinderfernsehen eine gute Mischung aus hiesigen und internationalen Produktionen unerlässlich ist.